Ubi bene, ibi patria
Russian:
В фильме Елены Булычевай «Ubi bene, ibi patria» рассказывается о семи девушках, которые рассказывают о прошедших и настоящих событиях из их жизни. Они родились в России или Украине. Теперь живут в Германии – некоторые уже много лет. Марта из Украины, Нина из Москвы, Лидия из Кавказа, Марина из Украины, Аннабела, Александра и Лидия из России. Все они приехали из разных культур, которые они оставили позади себя. Между строк некоторые из них дают понять, что жизнь на Родине стала для них сложной. По словам Марты в Украине ей не хватало воздуха, чтобы дышать. В то время как все они пробуют начать новую жизнь в Германии, их прошлое, не отпускающее их просто так, продолжает влиять на их самовосприятие. Субтильные отрывки из биографий, едва заметная хрупкость пронизывают их рассказы и служат разгадкой неуверенности.
Фильм Елены Булычевой характерезуется своей простотой, которой режиссер показывает следы таких переломных жизненных моментов. Это ее первый продолжительный фильм, и он не без оснований затрагивает ее собственные вопросы. Елена Булычева – россиянка и приехала из Москвы. На протяжении двух лет она живет и учится в Гамбурге. Ее фильм «название» носит документальный характер. В отрезвляющей прямоте он приглашает к разговору своих героинь. Режиссер снимает их в их повседневном знакомом окружении. Интерьер остается при этом в неизменном виде, он не «инсценирован», он показывает повседневность. И поэтому говорят не только девушки, но также и окружение, в котором они сегодня живут. Там, где в рассказе есть элемент инсценировки, там показаны сами девушки и их образ, который они показывают на камеру. Их облик, одежда, макияж, жесты и речь становяться частью презентации, который визуально удваивает то, о чем они говорят.
Марина рассказывает об отталкивающей атмосфере, с которой она многократно сталкивалась в Германии. Она рассматривает себя некоторое время в зеркале как будто хочет тем самым убедиться в своей собственной идентичности. Марта также говорит о непонимании, с которым она часто сталкивалась в Гремании. Нина рассказывает, что привыкание к жизни в Германии было долгим и болезненным. Ася говорит о неуверенности в себе: время от времени она казалсь себе как Элиен. Александра говорит, что здесь очень сложно общаться.
Снова и снова такие высказывания окутывают представление девушек о самих себе и ту разницу, которая отличает их от немецких женщин. Каждый раз героини возвращаются к понятию «Женской роли». Часто оно сопровождается вопросами о красоте, о том, чтобы всем нравится, и мягкости слабости, такой «Женственности», для которой в повседневной немецкой жизни якобы нет места. Нина говорит, что «образ» ей очень важен, но он в Германии другой и непривычный....
German:
In Elena Bulychovas Film „Ubi bene, ibi patria“ treten sieben Frauen auf, die von ihrem vergangenen und gegenwärtigen Leben sprechen. Sie kommen aus Russland oder der Ukraine. Nun leben sie in Deutschland – manche schon seit vielen Jahren. Martha aus der Ukraine, Nina aus Moskau, Lydia aus dem Kaukasus, Marina aus der Ukraine, Annabella, Alexandra und Lydia aus Russland kommen aus Kulturen und Lebenswelten, die sie hinter sich gelassen haben. Zwischen den Zeilen geben einige zu verstehen, dass ihnen das Leben in ihrer Heimat zu eng geworden war. Ihr habe in der Ukraine die Luft zum Atmen gefehlt, sagt Martha. Doch während sie versuchen, in Deutschland ein neues Leben zu beginnen, bleibt ihr Selbstverständnis von einer Vergangenheit gezeichnet, die sie nicht einfach entlässt. Subtile biografische Risse, kaum spürbare Fragilitäten durchziehen ihre Berichte und machen Unsicherheiten entzifferbar, wie sich in jeder Ankunft charakterisieren und aufschieben.
Elena Bulychevas Film zeichnet sich durch die Schlichtheit aus, mit der die Regisseurin die Spuren solcher Brüche nachzeichnet. Es ist ihr erster größerer Film, und nicht von ungefähr betrifft er ihre eigenen Fragen. Elena Bulycheva ist Russin und stammt aus Moskau. Seit zwei Jahren lebt und studiert sie in Hamburg. Ihr Film „Ubi bene, ibi patria“ trägt dokumentarischen Charakter. In schnörkelloser Direktheit lässt er seine Protagonistinnen zu Wort kommen. Die Regisseurin sucht sie in ihrer alltäglichen, vertrauten Umgebung auf. Das Interieur bleibt dabei unangetastet, es ist nicht „inszeniert“, es zeigt das Alltägliche. Und so sprechen nicht nur die Frauen, sondern auch die Umstände, in denen sie heute leben. Wo die Berichte Elemente einer „Inszenierung“ tragen, da sind es die Frauen selbst, die sich darstellen, und ihre Erscheinung, die sie der Kamera zeigen. Ihre Aufmachung, Kleidung, Makeup, Gesten und sprachlicher Duktus werden zum Moment einer Präsentation, in der sich visuell verdoppelt, worüber sie sprechen.
Marina benennt die abweisende Atmosphäre, auf die sie in Deutschland häufiger gestoßen sei, und betrachtet sich für einige Augenblicke im Spiegel, so als wolle sie sich ihrer eigenen Identität versichern. Auch Martha spricht vom Unverständnis, das ihr in Deutschland oft begegnet sei. Nina berichtet, dass ihre Eingewöhnung langwierig und schmerzhaft gewesen sei, Asya thematisiert ihre Selbstzweifel: mitunter komme sie sich wie ein Alien vor, und Alexandra sagt, es sei hier sehr schwer zu kommunizieren.
Immer wieder kreisen solche Aussagen um das Bild, das sie als Frauen von sich selbst haben, und um den Abstand, der sie in dieser Hinsicht von deutschen Frauen trennt. Immer neu kommen die Protagonistinnen dabei auf Begriffe einer „weiblichen Rolle“ zurück. Und oft verbindet sich das mit Fragen nach der Schönheit, dem Gefallen-Wollen und der „Weichheit“ einer „Weiblichkeit“, für die es im deutschen Alltag kaum Platz zu geben scheine. Die „Erscheinung“, sagt Nina, ist ihr wichtig, aber sie begegne ihr in Deutschland anders und ungewohnt. Modische Accessoires wie Makeup, Kleider oder Schuhe mit hohen Absätzen werden dabei immer wieder zum Index, an dem sich dieser Abstand objektivieren soll. Nicht ohne Selbstironie berichtet Annabella etwa davon, an einem Schönheitswettbewerb teilgenommen zu haben, bei dem sie einen Breakdance auf High Heels gezeigt habe, und stolz öffnet sie ihren Schuhschrank, um ihre imposante Sammlung zu zeigen. Es sei in Deutschland schwer, „Frau“ zu sein, sagt sie. Dabei zeigt sie sich in einem königlichen Umhang unter einer Krone, die sie einem norwegischen Brauch entlehnt hat.
Elena Bulycheva versagt es sich, solche Inszenierungen von Selbstbildern zu unterbrechen oder zu kommentieren. In gewisser Hinsicht besticht ihr Film durch die Schutzlosigkeit, in der sich ihre Protagonistinnen exponieren, und die Direktheit, mit der ihnen die Regisseurin das ermöglicht. In keinem Augenblick lässt sie jedoch Zweifel daran, dass die sprechenden Frauen große Stärke und Selbstbewusstsein besitzen. Einige haben bereits eine berufliche „Karriere“ hinter sich. Die eine arbeitete als Pädagogin mit Flüchtlingskindern, eine war Managerin eines Transportunternehmens, eine andere Projektmanagerin in Russland. Sie studierten Ökonomie, Psychologie oder Kunst. Teilweise sind sie verheiratet, sind heute Mütter und kümmern sich um ihre Kinder.
Sieben Frauen, russische oder ukrainische Immigrantinnen, sprechen hier von winzigen Brüchen einer Modernität, in die sie sich teilen. Über ihre Freude, in Deutschland zu leben, lassen sie keinen Zweifel. Doch artikulieren sich in ihren Selbstdarstellungen gewisse Fremdheiten, die wie Reste einer Vergangenheit in ihre Gegenwart ragen, ohne deshalb als bloß Vergangenes abgetan werden zu können. Ebenso subtil wie spielerisch wirft Elena Bulychovas Dokumentation vielmehr Fragen auf, die aus solchen Ungleichzeitigkeiten hervorgehen. Denn was könnte es erlauben, eine einzige Zeit zu privilegieren und zum perspektivischen Maßstab eines stehenden Urteils zu machen? Man mag zwar der Auffassung sein, dass sich die Protagonistinnen des Films zu Gefangenen eines „männlichen Blickregimes“ machen, wenn sie festgefügten Vorstellungen von „Schönheit“ oder „weiblicher Erscheinung“ folgen. Dies klingt sogar an, wenn Alexandra zu bedenken gibt, Mädchen wollten oft nur gefallen und wären dabei nicht „sie selbst“. Man könnte sagen, dass sie darin ein Blickregime affirmieren, das „Weiblichkeit“ auf Standards des „Äußerlichen“ reduziert, um Frauen zugleich Selbstbewusstsein, Intelligenz und Stärke abzusprechen, die dann einem „Innen“ zugeordnet werden. Solche Einwände bewegen sich jedoch selbst noch in Ordnungen oder Einteilungen jenes Regimes, das sie anklagen, ohne mit ihm wirklich zu brechen. Denn sie tradieren Oppositionen von „Innen“ und „Außen“, in denen sich die Hegemonie dieses Regimes selbst verankert.
Hier irritiert die Dokumentation Elena Bulychevas und stört ihren Betrachter auf. Sie konfrontiert ihn mit einer Ungleichzeitigkeit, die die Selbstdarstellungen der Frauen ebenso durchzieht, wie sie den Betrachter selbst betrifft. Im Tasten ihres Sprechens, im Suchen ihres Ausdrucks, in der Gestik der Gesichter kommen Risse zur Sprache, die nicht ihre Risse allein sind. Die Schutzlosigkeit, in der sie sich zeigen, macht den Schutz selbst fragwürdig, in dem sich Urteil und Vorurteil panzern.
So sehr sich die Regisseurin deshalb zurücknimmt, wo sie ihre Protagonistinnen zur Sprache kommen lässt, so akzentuiert greifen inszenierte Bilder in ihren Film ein, mit denen sich die einfache Dokumentation unterbricht. Es sind Bilder, in denen die Frauen gemeinsam erscheinen, sitzend, liegend, wobei die Haltung ihrer Körper einer strengen Regie zu gehorchen scheint. In einigen Szenen haben sie sich mit Tüchern miteinander verbunden, um gemeinsam im Kreis zu gehen. Es sind träumerische Bilder, von denen die Regisseurin sagt, es handle sich um eine „Parodie“. Eine Parodie aber veralbert nicht. Im Wortsinn ist sie ein „Nebenweg“, ein „Beiweg“, auf dem sich darstellen könnte, was im Gesagten ungesagt oder unausdrücklich blieb. Insofern sind diese Einschübe, so überraschend sie sein mögen, dem Dokumentarischen nicht äußerlich. Sie versetzen in eine Art schwebende Frage, was in ihm zur Sprache kommt.
„Ubi bene, ibi patria“ – der Titel dieses Films streicht sich damit in gewisser Hinsicht selbst durch. Denn einfach „gut“ ist es nirgends. Und ein „Vaterland“ ist nicht in Sicht. Alles bleibt offen. Auch davon spricht dieser sehenswerte Film.
Prof. Dr. Hans-Joachim Lenger
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Project Type:Documentary, Experimental
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Runtime:52 minutes 41 seconds
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Completion Date:February 19, 2018
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Country of Origin:Russian Federation
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Country of Filming:Germany
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Language:English, German, Russian
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Shooting Format:digital, 16mm
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Film Color:Color
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First-time Filmmaker:Yes
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Student Project:Yes
1.10.2017 - 2019 HFBK Hamburg, MA / film department
02.12.16 - 06.12.16 Deutsche - Russisches kinofestival “KINOHAFEN” Hamburg,
Short film festival, first place
18-21.07.17 Kinokabale Hamburg, film festival
10.03.2016 „Übermacht“ Xpon-Art Galerie Hamburg
26.07.2015 Genscher Gallery Hamburg, Nany Cooper, Dive
06.06.2015 “Big Wash” Personal exhibition, Gallery in the Rodchenko Multimedia Art School Moscow
01.09.2014 Non Stop Media Biennale International Festival, Ukraine
5.02.2014 Oxford International Art Fair
07.12.13 CCA Fabrica, Multispace Moscow
2013-2017 The Rodchenko Moscow School of Photography and Multimedia, Video Art
2009-2011 British Higher School of Art and Design, fine art department
2007 University of Arts London, fine art short course